18. Dezember 2007

Das Phänomen der Zeit

Sie ist schon eine merkwürdige Erscheining, die Zeit also.


- Ich habe keine Uhr mehr getragen seit ich so um die zehn Jahre alt war, auf irgendeine Art empfand ich es schon damals wie eine Art Handschelle.
Heute verstehe ich, dass ich schon da mich ganz einfach weigerte, „aufgekoppelt“ zu sein.
Natürlich richte ich auch mein Leben nach der Uhrzeit ein, manchmal sehr genau sogar, so wie an Bord.
Die Wache will abgelöst werden, alles Mögliche muss minutengenau im Logbuch eingefuehrt werden.
Zug und Bus fahren auch ohne mich ab, sollte ich nicht pünktlich sein.


- Aber es gibt auch viele Tage, ja manchmal sogar Wochen in meinem Leben , da spielt sie als ein Zeit-Punkt keine Rolle, ist absolut uninteressant und das kann ich noch immer als eine wirkliche Befreiung empfinden. Es ist noch immer ein Gefühl von richtigem, echtem, unverfälschtem Luxus.
Einer dieser Zufälle wo Zeit selten eine Rolle spielt ist auf "Svenserum".


- Es gab eine kleine, batteriegetriebene Küchenuhr als ich das "Torp" übernahm. Die Batterie war leer und die Uhr stand, und das hätte sie auch gerne weiter tun können.
Als dann ein Bekannter zu Besuch kam, war so mit das Erste was er machte, nämlich die Uhr wieder anzuwerfen und jetzt lebt sie ihr Leben etwas versteckt unter der Treppe in der kleinen Küche.


- Komischerweise überrascht mich diese kleine Uhr mit ihrem hölzernen Zifferblatt immer wieder.
Mal bin ich erstaunt, dass die Zeit nicht weiter voran geschritten ist, dann wiederum, dass sie so einen Sprung hinter sich gebracht hat.
Wenn ich aufstehe und als erstes im Küchenofen ein Feuer anwerfe, bin ich meistens überrascht wie früh es noch ist. Sitze ich abends am Feuer vor dem Kamin mit einem Glas Wein bin ich erstaunt, dass die Zeit so langsam verstreicht, nur um zehn Minuten später festzustellen; es ist über eine Stunde vergangen.


- Ich habe mich natürlich gefragt woran das denn wohl liegen mag, und eine Antwort ist: an der Stille die mich umgibt.
Es gibt keinen „Circus Maximus“ also TV, keinen Kühlschrank oder sonst irgendein Gerät das brummt, nur „stiller“ Strom in Form von Gleichstrom, kein oszillierender Wechselstrom mit 50 Hertz der seine unruhigen Schwingungen verbreitet, keine Autos, keine Straßenlampen.
Rund um nur Natur die ihren eigenen ruhigen Rhythmus hat, einen Rhythmus , den wir Menschen seit tausenden von Jahren kennen.
Hier schreibt mir die Zeit nicht ihren Takt vor sondern ich erlebe meine eigene Zeit in mir selbst.


- Zeit im Überfluss zu haben dadurch dass sie keine Rolle spielen muss, ist in der heutigen Gesellschaft in meinen Augen ein unglaublicher Reichtum.
Es ist eine „Ware“ die man in keinem Supermarkt kaufen kann, ehr ist noch das Gegenteil der Fall. Das ist nur eine von den vielen Stellen welche die Zeit sogar stehlen.


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1 Kommentar:

Anonym hat gesagt…

ach wie herrlich! Ja Zeit und Ruhe! Oh wie ich das vermisse...
LG, Grün Horn