26. Dezember 2007

Die blaue Stunde

Die richtig blauen Stunden gibt es nur zwischen Winteranfang und Ende während der Himmel hoch und klar ist.

- Es war schon immer für die Menschen hier oben im Norden ein besonderer Zeitpunkt am Tag gewesen. War, denn das "schnelle" elektrische Licht hat viel davon verändert
Morgens ist die Stimmung anders als Abends. Da ich morgens meist mit Anderem beschäftigt bin, (ich höre oft Nachrichten und Dokumentationen im Radio) bleibt die Stunde am frühen Nachmittag.

- Die Sonne geht mitten im Winter schon gegen drei Uhr unter nachdem die Schatten richtig lang geworden sind, und dann wird das Licht zusehends bläulicher.
Der Himmel färbt sich von zart hellblau über azur bis hin zu aquamarin und wird tief und dunkelblau bevor sich die Nacht eine lange aber nicht langweilige Stunde später senkt.
Doch nicht nur der Himmel wird immer bläulicher, die ganze Natur nimmt diese Töne an, der weiße Schnee verfärbt sich und selbst die Zeit wird gefärbt, ändert sich, n
immt eine ganz andere Stimmung an.

- Wer so nahe der Natur ist, keine Störungen von Maschinen oder sonstigen Lärm um sich hat und vor allem kein Licht anmacht, nicht mal eine Kerze, sondern einfach ohne zu sprechen nur da sitzt, der hat die Möglichkeit zu erleben wie sich die Zeit ausdehnt, langsamer wird und dann geschieht plötzlich dieses Wunder. Die Zeit scheint stehen zu bleiben oder ändert ihre Dimension. Sie hört ganz einfach auf zu existieren so wie wir sie vom Tage her kennen. Die Natur wird auf einmal zauberhaft und strömt Magie aus. Bäume, die tagsüber einfach nur da stehen (so einfach tun sie das auch tagsüber nie für mich), bekommen langsam ein spürbares Leben.

- Die Verwandlung geschieht in dieser Zeit. Wenn es erst richtig dunkel geworden ist hat der Wald seine Ausstrahlung geändert und ist zu einem lebendigen Wesen geworden.
Aber es ist ein sehr scheues Wesen und mag keine starke Beleuchtung, keinen Lärm, oder laute Menschen, dann zieht es sich sofort zurück. Und diese Metamorphose von "nur" Wald zu "dem" Wald geschieht während dieser Zeit der blauen Stunde.

- Auf „Svenserum“ habe ich die Muse diese Stunde am Fenster sitzend mit erleben zu können.
Ich schaue einfach von meinem Platz am Herd durch das Küchenfenster auf den mittlerweile so vertrauten Blick von hohen Tannen und Kiefern, lege ab und zu ein Holzscheit nach und lasse meine Gedanken langsam ihre eigenen Wege gehen.

- In so einer Stunde legt sich dann selbst meine Sehnsucht zur Ruhe.



- Welch eigenartige Welt hier draußen im Wald!

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