20. Dezember 2007

Eine romantische Idylle?


Wenn Du bisher meine Zeilen gelesen und die Bilder Dir angeschaut hast, dann denkst Du vielleicht: ”Was für eine Idylle und welch herrlicher Platz. Das könnte mir auch gefallen.“
Und genau so denke ich auch noch immer wenn ich um die Ecke biege und sich die Lichtung auftut.
Nur stellen sich allerdings viele diese Art von Dasein an einem wunderbaren Sommertag vor, wo das Leben leicht ist. Aber jetzt stelle Dir mal ein anderes Bild vor.

- Es ist Ende November, die Sonne hat sich schon seit Tagen nicht mehr blicken lassen und jetzt liegt auch Schnee in der Luft. Es bläst rohkalt von der nahen Ostsee, die grauen Wolken hängen tief, schwer vom Schnee.
Du kommst gerade an bevor es anfängt zu schneien. Das Haus ist kalt, so gegen fünf Grad plus und als erstes zündest Du die Öfen an. Einen nach dem anderen so wie ich es vorher beschrieben habe. Ich habe gelernt immer den Holzvorrat im Haus aufzufüllen, damit ich schnell ein Feuer in Gange habe. Die langen Unterhosen und die Wollmütze bleiben erst mal an. Noch immer sieht man den Atem.

- Die Mausefallen sind leer? Prima, dann ist wohl die letzte für diesen Winter gefangen. Meist sind es drei oder vier, und wie ich mich auch anstrenge und abdichte, irgendwo finden sie immer wieder einen neuen Weg wenn es kalt wird.
Die Feuer sind an, alle Klappen zu so dass nichts passieren kann. Wie heißt es so passend auf Schwedisch: „Das Feuer ist ein guter Diener, aber ein schlechter Herr!“

- Draußen hat der schneidende Wind nachgelassen, dafür fällt der Schnee immer dichter, in schweren dicken Flocken und wächst während Du zuschauen kannst.
Die Welt verändert sich, der Wald legt sich zur Ruhe, alle Geräusche sterben einfach ab.
Es ist so stille, man hört den Schnee fallen!
Und da stehst Du in dieser Stille mit zwei Eimern in der Hand und stapfst dann mit Gummistiefeln durch den mittlerweile schon fünf Zentimeter hohen Schnee die zweihundert Meter zur Quelle um Wasser zu holen.
Zurück im Haus ist Dir zumindest warm geworden davon, der Küchenherd fängt schon an Wärme zu strahlen, aber der gemauerte Ofen ist noch immer kalt.
Der große Kessel mit 8 Litern gefüllt auf den Herd, denn warmes Wasser ist immer gut zu haben.
Mehr Holz auflegen, drei Feuerstellen wollen bewacht sein. Oben unter dem Dach sind es die letzten Scheite, dann darf es ausbrennen. Du weißt nämlich, dass da Dein Schweiß in dem Holz steckt. Wie sagt man schön: Holz wärmt dreimal. Einmal beim Kleinmachen, einmal beim Aufstapeln und dann erst im Ofen!

- Kaffeepause und warten willst Du nicht bis das Wasser in dem kleinen Kessel der auch auf dem Herd steht heiß ist sondern da muss der „Optimus“ Gasherd ran.
Mensch tut das gut, eine heiße Tasse Kaffee welche die Hände wärmt und die Lebensgeister wachruft. In der Ecke am Herd kannst Du es jetzt schon gut aushalten, die Mütze wird nicht mehr gebraucht und du sitzt auf Deinem Platz am Herd wie so oft vorher und schaust einfach aus dem Küchenfenster auf die mittlerweile so vertraute Silhouette von den hohen Kiefern und Tannen schwer von nassem Schnee.
Langsam fängt es an wärmer zu werden, der Atem ist verschwunden und das Thermometer klettert langsam auf mutige zwölf Grad in der „großen“ Stube.
Zeit für die erste Runde Schneeschieben. Eine Spur zum Vogelfutterautomaten, eine runter zum Stall fürs Holzholen und weiter zum Plumpsklo. Und am Besten das Gleiche auf dem Weg zurück um den Abschluss mit dem Fegen vor der Haustür.
Dabei hörst Du den Buntspecht in der alten, langsam absterbenden Espe trommeln, er der Dir unter den einsamen Stunden im Sommer schon beim Holzhacken unter eben dem Baume eine Gesellschaft war.

-Wieder nach den Feuern schauen. Jetzt wird auch der Röhrenkamin langsam schön warm und Du kannst Deinen feuchten Rücken schon mal wärmen.
Dabei siehst Du wie die ersten Vögel das Futter schon entdeckt haben. Ein paar Tannenmeisen sind meist die Ersten und Du denkst dass Deine Sonnenzellen auf dem Dach jetzt zuschneien. Für heute ist es sowieso egal, es wird ja noch nicht mal richtig hell selbst mitten am Tage.

- Es ist mitten am Tage im Spätnovember Anno 2007 und in zwei Stunden schon dunkel!

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