9. September 2009

Gelinde gesagt

Seit gestern ist neue Gesellschaft hier oben angekommen.

- Auf dem freien Platz hinter dem Haus steht also eine Winterlinde, genauer gesagt eine „Tilia cordates „Greenspire“.

- Sie hat eine Mischung aus gut gebranntem Kuhdünger, der hier oben vor langer Zeit mal vom Bauer gelagert wurde, und Sandboden bekommen, 50 Liter Wasser und eine Abdeckung mit Grasschnitt um die Wurzeln, vier Pfähle als Stütze und nun hoffe ich, sie verwurzelt sich gut.

- Die Linde spielte schon lange in der Welt der Kelten und Germanen (aber nicht nur bei ihnen) eine symbolgeladene Rolle und eine die mir persönlich am Besten gefällt: die Linde als "Freiheitsbaum" - wer ihr schützendes Dach erreichte, durfte nicht mehr ergriffen und gerichtet werden.

- Wer hat nicht schon den Ausdruck "ein lindes Urteil" gehört? Ja, unter Linden wurde Recht gesprochen ("Gerichts-Linden" -"juridicium sub tilia").

- Viele Dörfer besaßen und besitzen noch heute als Mittelpunkt eine Linde, zur Rast und Besinnung, als Treffpunkt für Jung und Alt zu ernsten und fröhlichen Anlässen. Auch in meiner Heimat, am Rhein in der "Nachbarschaft", (gewachsen aus der ehemaligen Brunnengemeinschaft) steht eine alte Linde mit einer Bank um ihren Stamm.

- Zahlreich sind die Personen-, Flur-, Orts- und Straßennamen ("Unter den Linden"), in denen das Wort "Linde" vorkommt, heute häufig in Gärten von Gasthäusern ("Zur Linde")

- Sie gilt auch als "Baum der Liebenden": die Linde der Liebesgöttin Freya war bereits den Germanen heilig - diese Gottheit stand als Sinnbild für Fruchtbarkeit, Mütterlichkeit, Herzlichkeit, Güte und ewiges Leben.

- Und nächstes Jahr gibt es vielleicht eigenen Lindenblütentee. Als "Flores Tilae" sind die Blüten sogar offiziell als Heilmittel anerkannt denn schon seit dem 16. Jahrhundert wird der Tee als schweißtreibendes und fiebersenkendes Mittel zur Linde-rung bei Erkältungen und Grippe verwendet.




- Nun ja, schweisstreibend ist sie selbst ohne ihren Tee schon gewesen! Gelinde gesagt!


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3 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

Hej Kap Horn,

Deine neue Gesellschaft gefällt mir.

In einem besonderen Waldbuch habe ich folgende Geschichte gefunden:

"Vor über 2000 Jahren lebte in einem keltischen Dorf ein junger Bauer, der sich hoffnungslos in das schönste Mädchen des Dorfes verliebt hatte. Dummerweise gab es in dem Dorf noch einen anderen jungen Mann, einen Krieger, der ebenfalls ein Auge auf das Mädchen geworfen hatte. Die Umworbene konnte sich nicht für einen der beiden entscheiden.
So bemühte sich jeder der Männer die Geliebte für sich zu gewinnen, indem sie das Mädchen über viele Monate oder sogar Jahre mit netten Gesten und Geschenken überhäuften.
Irgendwie gefiel es dem Mädchen ständig beachtet und verwöhnt und geliebt zu werden - die beiden Männer jedoch verfielen in gegenseitige Verachtung, zum Teil sogar Hass.
Das Dorf belustigte sich am Anfang darüber, reagierte mit der Zeit verärgert und der Dorfälteste drängte das Mädchen schließlich zu einer Entscheidung.
Das Mädchen mochte eigentlich beide Männer und wußte nicht, wessen Frau sie werden sollte. Um die Größe der Liebe der beiden zu testen, sagte sie zu ihnen: "Ich werde die Frau des Mannes werden, der mir morgen früh das schönste Geschenk übergibt."
Der Krieger, der viele schöne Schmuckstücke auf seinen Feldzügen erobert hatte, sah sich bereits als Sieger.
Der Bauer dagegen besaß weder Schmuck noch Geld und setzte sich deprimiert unter die uralte Linde neben seinem Haus. Damit niemand aus dem Dorf seine Tränen sehen konnte, kletterte er auf den dicht belaubten Baum. An seine Geliebte denkend schnitt er jedes Lindenblatt zu einem Herzen aus. Die ganze Nacht schnitt er Blatt für Blatt und sogar die ganze Baumkrone in Herzform und schlief schließlich an Ort und Stelle ein.
Am nächsten Morgen erwartete das Mädchen die beiden Freier. Doch es erschien nur der junge Krieger mit seinem kostbarsten Beuteschmuck.
Das Mädchen, welches aber auch dem jungen Bauern eine Chance geben wollte, ging zu dessen Haus.
Als sie die Linde, blieb sie wie angewurzelt stehen und ihre Augen füllten sich mit Tränen und ihr Herz pochte laut.
In diesem Moment kletterte der junge Bauer traurig von der Linde - enttäusct, seiner Geliebten kein kostbares Geschenk machen zu können.
Jedoch das junge Mädchen lief zu ihm und küsste ihn unter Tränen der Rührung. Sie hatte erkannt, welch großes Herz der Bauer hatte, so groß wie die alte Linde.
Unter der Linde versprachen sich das Mädchen und der Bauer ewige Liebe und Treue.
Seitdem ist die Linde der Baum der Liebe - und die Herzform trägt sie noch heute in den Blättern und in der Krone.

Anonym hat gesagt…

Ein toller Baum und ich liebe Lindenblüten. Nächstes Jahr gehts bei uns ans Bäume pflanzen und die Linde wird sicher dort auch ihren Platz finden - ich freue mich schon auf die schweißtreibende Arbeit und danke für den netten Beitrag... aber sag, ist es klimamäßig in Schweden mit dem Anbau viel schwerer?
LG
Petra

Kap Horn hat gesagt…

Hej

Danke fuer die Geschichte...

und ja Petra, verglichen mit dem Rheintal, so ist der Herbst einen Monat frueher, und der Fruehling einen Monat später.

Aber Weintrauben habe ich als Rheinländer hier oben doch!!!

Kap Horn